Warum betreibe ich als weiße Person diesen Blog?

Ich bin eine weiße Frau und werde in diesem Blog Rassismuskritik thematisieren. Ist das Bildungsarbeit und sollte und darf ich das als weiße Person überhaupt? Nun, wie so oft ist die Antwort: „Es kommt darauf an, …“. Motivation, Selbstreflexion, Perspektive, Wissen und Verantwortung sind entscheidend.

Und das, ich gebe es zu, löst erst einmal in mir eine Menge Unsicherheit aus. Doch gleichzeitig habe ich in den letzten zwei Jahren viel gelernt und Menschen in meinem engen Umfeld getroffen, die mir neue Perspektiven und Erfahrungen eröffnet haben. Nicht zuletzt verdanke ich es meinem Partner, einem Schwarzen Mann, dass ich sehr viel über Rassismus gelernt habe.

Dies motiviert mich auf individueller Ebene, aktiv zu werden – trotz meiner Unsicherheiten. Denn diese Unsicherheit halten mich dazu an, kritisch mit mir selbst umzugehen. Und mich und meine Motivation, meine Position und meine Privlegien zu hinterfragen.

Neben meiner persönlichen Motivation gibt es auch eine gesellschaftliche Realität, die es notwendig macht, die Perspektiven diskriminierter Gruppen in den Vordergrund zu stellen. Es ist der 2. Februar 2025. Wir stehen kurz vor der Bundestagswahl. Die AfD hat laut Umfragen 20% Zustimmung. Gleichzeitig demonstrieren seit dem Sommer 2024 Hunderttausende Menschen gegen den Rechtsruck in unserem Land. Ich bin überzeugt, dass solange Menschen auf die Straße gehen müssen, wir mit rechtem Denken und damit verbundenem Rassismus kämpfen müssen. Und ich bin überzeugt, dass es nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine individuelle Verantwortung gibt, sich zu hinterfragen: „Welchen Beitrag kann ich dazu leisten?“

Ich möchte klar stellen: Meine Stimme ist nicht wichtiger, als die von Betroffenen. Sie ist eine Stimme, die den Erfahrungen und Perspektiven Betroffener zustimmt, diese anerkennt und etwas verändern möchte.

Ich bin bereit Verantwortung zu übernehmen, wenn ich in meiner Arbeit, auf diesem Blog, Fehler begehe. Es wird weh tun, es wird mich ärgern und wütend machen. Aber am Ende wird es mich wieder ein Stück weiterbringen und mir neue Erkenntnisse schenken.

Und zu guter letzt hat mir auch niemand versprochen, dass es einfach ist ein rassismuskritisches Leben zu führen. Im Gegenteil, es kann in vielen Momenten frustrierend, einsam und traurig sein. Doch sich dieser Herausforderung nicht zu stellen, würde für mich bedeuten, mich auf meinen weißen Privilegien auszuruhen.